„Ach toll, du arbeitest im Wasser – du machst also Watsu?“ „Ich hab auch schon mal AquaRelax gemacht, ist das so ähnlich?“ „Was genau ist eigentlich der Unterschied zwischen Aquatic Bodywork, Aguahara, Somaquatics und Healing Dance?“ Solche Fragen bekomme ich oft gestellt, weshalb ich in dem Artikel hier ein wenig darauf eingehen mag.
Warum gibt es überhaupt verschiedene Methoden?
Das Feld der holistischen Wasserarbeit ist groß – auch wenn viele Menschen überhaupt noch nie davon gehört haben, gibt es sogar verschiedene Strömungen oder Techniken. Schon in den Achtziger Jahren gab es auf verschiedenen Kontinenten Leute, die angefangen haben, andere Menschen im Wasser zu floaten, zu bewegen und zu behandeln. Es wurde in ganz verschiedene Richtungen experimentiert. Und dann gab es Leute, die von anderen gelernt und anschließend die Techniken verfeinert und etwas Neues geschaffen haben. Was alle dieses Methoden gemeinsam haben, das ist die Arbeit mit einem Menschen im Wasser. Man könnte es mit Massagen vergleichen: sie haben alle Berührung gemeinsam – jede Massagetechnik hat jedoch ihre eigene Art, ob mit oder ohne Öl, mit oder ohne Kleidung, tief ins Gewebe oder streichend usw. Was meines Erachtens eine:n gute:n Masseur:in ausmacht ist die Fähigkeit die verschiedenen erlernten Techniken individuell abgestimmt einzusetzen. Jede Massage ist dann ganz einzigartig, eben genau so, wie die massierte Person sie braucht. So ähnlich ist es auch mit der Körperarbeit im Wasser. Ich denke dass viele sehr gute aquatische Praktiker:innen und Therapeut:innen irgendwann mal eine oder zwei Methoden als Basis gelernt haben, im weiteren Verlauf ihrer Tätigkeit aber immer mehr dazulernen, starre Techniken loslassen und intuitiver Sessions geben. Präzise Techniken erlernt zu haben, ist das A und O für sicheres, gutes Arbeiten, doch wenn die Technik erstmal sitzt, dann ist es Feingefühl, Fluss und Kreativität, was eine Session so wundervoll und einzigartig sein lässt.
Welche Methoden gibt es?
Zwischen den verschiedenen Methoden gibt es nur kleine oder sogar große Unterschiede, und z.T. viele Gemeinsamkeiten. Viele haben zum Beispiel den Begriff „Watsu“ schon mal gehört und denken, dass es ein Oberbegriff für alle Floating-Methoden ist. Watsu ist ein Wortspiel, eine Kombination aus Water/Wasser und Shiatsu. Es wurde in den USA entwickelt und hat sich weltweit einen Namen gemacht. Die Idee war, Shiatsu, eine japanische Heilkunst, welches Meridiane behandelt, nicht nur an Land, sondern auch im Wasser anzuwenden. Wichtige Bestandteile im Watsu sind also Akupressur, sowie Dehnungen und Mobilisation der Meridiane. Das Gesicht bleibt dabei immer an der Wasseroberfläche und wird nie untergetaucht, in manchen Positionen sitzt die empfangene Person sogar im Wasser. Auch in den Achtziger Jahren entwickelten 2 Leute in der Schweiz WATA (Wasser-Tanzen). Hier bekommt man eine Nasenklemme auf, wird unter Wasser geführt und bewegt, was sich sehr wie ein Tanz anfühlt. Watsu und WATA legten ihre Curicula als eine Ausbildung zusammen und definierten so den Begriff „Aquatic Bodywork“ (Aquatische Körperarbeit). Obwohl aquatische Körperarbeit ja eigentlich ein beschreibender Begriff ist, wurde er geschützt und darf strenggenommen nur von Wasser-Praktiker:innen geführt werden, die dieses Watsu-WATA-Training gemacht haben. Doch wie nennt man dann andere Körperarbeit, die im Wasser stattfindet? Ich habe den Begriff Somaquatics gefunden, eine Kombination aus Somatics und Aquatic. Somatische aquatische Wissenschaft und Arbeit. In meinem Verständnis sind alle diese ganzen Techniken somaquatische Methoden und alle sind sie wertvoll. Hier ein paar weitere:
Aguahara wurde vor allem in Lateinamerika entwickelt und hat u.a. Einflüsse aus Janzu, Healing Dance, Wata und Contact-Improvisation. Es wird v.a. In Süd- und Nordamerika, Europa und Israel unterrichtet
Janzu wurde in Indien entwickelt und wird vor allem in Mexiko unterrichtet.
Healing Dance wurde von Watsu und WATA weiterentwickelt und wird vor allem in Europa und in den USA unterrichtet.
Aqua Relax wurde aus dem Watsu heraus weiterentwickelt und findet hauptsächlich in Deutschland Anwendung.
Welche Methode ist die Beste?
Pauschal kann ich nicht sagen, welche die beste Methode ist, zumal ich auch nicht alle selber ausprobiert habe. Sicherlich gibt es einige Aspekte in der Arbeit im Wasser, die mir persönlich sehr wichtig und sinnvoll erscheinen und die in der Ausbildung unterrichtet werden sollten. Wenn man auf der Suche nach einer Ausbildung ist, könnte man sich beispielsweise mal den Ausbildungsplan anschauen, Vorgespräche mit den Lehrer:innen führen oder Erfahrungsberichte von anderen lesen. Wenn man eine:n Wassertherapeut:in sucht, kann man schauen, welche Ausbildung er:sie gemacht hat, aber auch, was er:sie für eine Herangehensweise und Menschenbild hat. Mir ist es immer sehr wichtig, dass jemand nicht nur fachlich gut ist, sondern auch sensibel, aufmerksam, respektvoll und warmherzig. Um mich ganz fallen lassen und öffnen zu können brauche ich, dass der:die Praktiker:in stabil ist und zudem gut den Raum halten kann. Letztlich ist es immer ein Ausprobieren, ob man zueinander passt – um so schöner, wenn es dann passt.